Nachdem wir OMAS 2023 einen Stolperstein für ein einzelnes Opfer des sogenannten „Euthanasie“-Programms der Nazis haben verlegen lassen, wollen wir nun im Jahr 2026 Patinnen einer Stolperschwelle
für alle Bochumer „Euthanasie-Opfern“ (mind. 365 Personen) sein. Dafür haben wir die Schicksale der Opfer mit Unterstützung des Stadtarchivs und des LWL-Archivamtes Münster in Kooperation mit
Prof. Dr. Juckel vom Universitätsklinikum Bochum und Herr Sundermann (ehem. Leiter der Diakonie) recherchiert.
Eine Zusammenarbeit mit Lehrer*innen und Schüler*innen der Mansfeld-Schule ist ebenfalls verabredet.
Eine gemeinsame Fahrt nach Hadamar (Gedenkstätte in Hessen) wurde im Sommer
dieses Jahres durchgeführt.
Ein geeigneter Standort für eine Stolperschwelle wird derzeit in Zusammenarbeit mit der Stadt Bochum gesucht.
1 x monatlich
08.07.2025 - Tagesfahrt mit der Mansfeldschule nach Hadamar
Ein Kachelboden, etwas antiquiert, in einem alten, bröseligen Keller, auch die Wände sind gefliest. Im Raum nebenan ein steinerner Tisch, ein Seziertisch. Du hörst die Worte der Frau, die durch
diese Räume führt – und plötzlich hörst du mehr. Du hörst 10.000 Schreie, siehst 10.000 verängstigte Menschen, die hier in nur wenigen Monaten zum „Duschen“ zusammengetrieben wurden. Tränen
lassen sich nicht zurückhalten.
Es ist die Gaskammer der Tötungsanstalt in Hadamar, in der über 10.000 Menschen mit körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen – und solche, die dazu erklärt worden waren – ermordet wurden.
Angekarrt in den „Grauen Bussen“, wurden sie direkt in diesen Keller geführt und systematisch umgebracht. Auf dem Seziertisch wurden ihnen Goldzähne zur weiteren Verwendung und auch Gehirne zu
Forschungszwecken entnommen. Danach wurden ihre Körper über einen extra blank polierten Estrich zu den beiden Öfen geschleift und verbrannt – bis sich Unruhe in der Bevölkerung und Protest
seitens der Kirche regten anlässlich der beständig rauchenden Schlote.
Man baute die Öfen zurück und widmete die Tötungsanstalt offiziell wieder um in eine Heilanstalt und ermordete in den folgenden Jahren weitere 4.500 Menschen mittels Giftspritze und Hunger. Um
weiteres Aufsehen zu vermeiden, wurden sie zu mehreren auf dem angrenzenden Friedhof verscharrt und immer nur ein Kreuz gesetzt.
Dieses zutiefst menschenverachtende, systematische und durchorganisierte Vorgehen ist nur sehr schwer zu ertragen.
Heute kann man Gebäude und Friedhof als Gedenkstätten besuchen, Anfang Juli waren wir mit mehreren OMAs sowie Lehrkräften und Schülern der Mansfeldschule Bochum dort.
Die Mansfeldschule steht mit gleich zwei AGs der OMAS GEGEN RECHTS Bochum & West in Kontakt: Zum einen mit der AG Euthanasie, die die Verlegung einer Stolperschwelle für die Euthanasie-Opfer
in Bochum für 2026 plant, und zum anderen mit der AG Zusammenarbeit mit Schulen, die stellvertretend für die Bochumer OMAs die Patenschaft zur Verleihung des Labels „Schule ohne Rassismus –
Schule mit Courage“ an die Mansfeldschule übernommen hat.